Konzept Hundegestützte Pädagogik an der ASRS (HuPäSch)

1. Vorstellung des Schulhundeteams

1.1 Schulhündin

Name: Aimie (vom Bossendorfer Berg)
Rasse: Labrador
Farbe: schwarz
Geschlecht: weiblich
Geburtsdatum: 17.07.2016
Größe: ca. 50 cm
Gewicht: ca. 28 kg

Ausbildungsstand:
Eine altersgerechte Ausbildung fand durch den Besuch einer Welpenspiel- und Prägungsgruppe und den anschließenden Aufstieg in die Junghundegruppe in der Hundeschule „Herzog“ statt. Parallel dazu wurde Aimie bei Herrn Calfa (LCD e.V.) für die Begleithundeprüfung (erfolgreich bestanden am 10.09.2017) und den Wesenstest (erfolgreich bestanden am 21.10.2017) vorbereitet. Ab Februar 2017 absolvierten wir gemeinsam die Ausbildung zum Schulhund bei Cole Canido in Schwerte (Orientierungsseminar am 10./11.02.2017, Basisseminar am 01./02.07.2017, Praxisseminar I am 03./04.02.2018, Praxisseminar II am 14./15.07.2018, erfolgreich bestandene Prüfung/ Zertifizierung am 24.03.2019).

1.2 Hundeführerin: Melanie Kloß
staatlich anerkannte Erzieherin und staatlich anerkannte Sozialarbeiterin (Bachelor of Arts)
Fachkraft Kinderschutz (Zertifikat)
seit dem Schuljahr 2013/2014, 2. Halbjahr, tätig als Schulsozialarbeiterin an der ASRS
Hundeerfahrung (als Besitzerin) seit 2008

2. Der Schulhund und die Hundegestützte Pädagogik- Was ist das?
Ein Schulhund begleitet seine Bezugsperson (Lehrkraft, PädagogIn, SchulsozialarbeiterIn, SchulleiterIn usw.) regelmäßig und tageweise in die Schule. Er wird nur als Mensch-Hunde-Team (Hundeführerin und Hund) eingesetzt und niemals an Kollegen/Kolleginnen „verliehen“.

Welche positiven Effekte der Einsatz eines Schulhundes mit sich bringt, wird im dritten Punkt des Konzeptes näher erläutert.

Die Beziehung zwischen Hundeführerin und Hund erfolgt liebe- und respektvoll, sodass eine gute Teambindung gegeben ist. Die Hundeführerin muss Stress bei sich, bei den Schülern und Schülerinnnen und vor allem beim eigenen Hund erkennen können und darüberhinaus in der Lage sein, stressige oder belastende Situationen aufzulösen bzw. den Hund aus diesen herauszuholen.

Neben dem Grundgehorsam auf dem Niveau der Begleithundeprüfung oder des BHV-Hundeführerscheins und einer guten Teambildung gehören besondere charakterliche Eigenschaften ebenfalls zur Grundvoraussetzung des Schuleinsatzes. Unabhängig von seiner Rasse sollte ein Schulhund keine aggressive Ausstrahlung haben, am Menschen interessiert und absolut verträglich mit Kindern, aber auch mit anderen Hunden sein. Des Weiteren sollte er ruhig, freundlich, gehorsam, empathisch, wenig stressempfindlich und bellunfreudig, nicht geräuschempfindlich, ängstlich oder unsicher sein.

3. Ziele des Einsatzes
Ein Schulhund fördert die ganzheitliche Entwicklung der SchülerInnen. Durch seine bloße Anwesenheit wird die Lernatmosphäre in der Schule positiv beeinflusst, indem Lernmotivation und Konzentration steigen, der Lärmpegel sinkt und alle respektvoller und achtsamer miteinander umgehen. Ein Hund erhöht die Lebensfreude, sodass SchülerInnen „lieber“ zur Schule gehen.

Je nach Anlass hat Aimie die unterschiedlichsten Funktionen: Sie ist Seelentrösterin, Motivatorin, Ruhespenderin oder Lernbegleiterin, dabei immer frei von Vorurteilen, freundlich und geduldig. Ihre Anwesenheit und die Arbeit mit ihr stärkt die Persönlichkeit der SchülerInnen. Sie erleben Erfolgserlebnisse, wenn Aimie ihren Befehlen und Arbeitsanweisungen folgt. Hierbei kommt es sehr auf die eigene Körpersprache und die notwendige Entschlossenheit an. Wenn Aimies Körpersprache und Mimik beobachtet wird, können mögliche Reaktionen besser eingeschätzt und die Empathiefähigkeit entwickelt bzw. gefördert werden. Es bauen sich mögliche Ängste ab und somit mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen auf. Rücksichtsloses Verhalten seitens der SchülerInnen wird mit Aimies Rückzug bestraft, bei einer Verhaltensänderung wendet sie sich ihnen wieder zu. All diese Erkenntnisse und Erfahrungen können und werden auf die Menschenwelt und den Umgang miteinander übertragen. Koordination, Körpergefühl und Geschicklichkeit können ebenfalls in Bewegungssituationen oder in Aktionen im Wald, auf dem Schulhof usw. durch Aimie gefördert werden. SchülerInnen, die keine eigenen Haustiere haben, erhalten die Chance, einen achtsamen und respektvollen Umgang mit der Natur und seinen Geschöpfen zu erlernen. Ebenfalls werden wichtige Tierschutzaspekte und Wissen über Hunde erlernt.

Sobald Aimie im Klassenzimmer ist, wird viel erzählt und nachgefragt. Das wiederum fördert die Kommunikation untereinander und lockt beispielsweise schüchterne, zurückhaltende SchülerInnen aus der Reserve. Auch die Seiteneinsteigerklasse erfreute sich an der Sprachförderung zum Thema „Hund“. Die SchülerInnen wurden redegewandter, verloren ihre sprachlichen Hemmungen und trauten sich mehr zu.

Momentan begleitet Aimie Frau Kloß und ihre Kollegin Frau Blümel stundenweise in ihre SoKo- (Soziales Kompetenz- Training) Klassen. Diese speziellen Stunden mit ihr finden im Neubau im Aktivitätsraum statt, sodass sich Aimie nicht auch noch neben den wechselnden Arbeitsgruppen ständig an einen anderen Klassenraum gewöhnen muss.

Regelmäßiger ist ihr Einsatz in Beratungssituationen in dem Büro von Frau Kloß oder bei Spaziergängen. Der Einsatztag variiert je nach dem Stundenplan von Frau Kloß. Auch hierbei hat sie scheinbar wenige Aufgaben, ist jedoch durch ihre bloße Anwesenheit entweder eine Eisbrecherin in unangenehmen Gesprächssituationen oder -pausen oder dient gerade hier besonders als Seelentrösterin.

4. Notwendige Rahmenbedingungen
4.1 schulische Voraussetzungen
Die Befürwortung durch den Schulleiter war zunächst einmal ausschlaggebend für das Vorhaben, einen Schulhund an der Schule einzusetzen. Nach diesem Einverständnis wurde das Kollegium auf der nächsten Lehrerkonferenz informiert und sprach sich ebenfalls für die Arbeit mit einem Schulhund aus. Aimie wurde daraufhin „eingestellt“.

Bei der Schulanmeldung erhalten ab sofort alle neuen Kinder und ihre Erziehungsberechtigten anhand eines Elternbriefes alle notwendigen Informationen. Mit der unterschriebenen Rückgabe wird Frau Kloß versichert, dass bei dem zukünftig teilnehmenden Kind keine Allergie oder auffällig große Angst vor Hunden vorliegt. Die Erziehungsberechtigten sprechen sich durch ihre Unterschrift für die Erlaubnis zur Teilnahme aus.

Damit der Einsatz in der Schule reibungslos und unfallfrei ablaufen kann, ist es wichtig, vorab Regeln zu erstellen und sie zu besprechen. Für die Besprechung der Regeln nehmen sich Frau Kloß und Frau Blümel in jeder SoKo- Klasse eine Schulstunde vor und führen, je nach Regel, auch praktische Übungen dazu durch.

Folgende Regeln wurden vereinbart/ aufgestellt:

  • Ein Hund- eine Person! Niemals zu mehreren auf den Hund zugehen!
  • Leise sein!
  • Falls Angst besteht, bitte Bescheid geben!
  • Nicht rennen!
  • Aimie bitte nicht rufen! Kommandos oder Befehle erteilt Frau Kloß oder ein von ihr beauftragtes Kind!
  • Erst begrüßen/ansprechen, dann gibt Frau Kloß Bescheid, ob Aimie gestreichelt werden darf. Nur am Hals (nicht auf dem Kopf) streicheln!
  • Aimie wird nicht festgehalten!
  • Nicht in die Augen starren!
  • Aimie wird nicht gefüttert! Es sei denn Frau Kloß übergibt einem Schüler/einer Schülerin den Futterbeutel für eine Übung!
  • Nach dem Hundekontakt → Hände waschen!
  • Alle Stühle stehen auf dem Boden, nicht auf dem Tisch!
  • Es wird nichts auf dem Boden liegen gelassen! Vor der Stunde wird der Raum gefegt!
  • Das eigene Essen wird eingepackt, die Taschen verschlossen!
  • Aimie wird auf ihrem Ruheplatz nicht gestört!
  • Wir nehmen ihr nichts aus dem Maul!

4.2 Hygienische Voraussetzungen
Ein Gesundheitsattest des zuständigen Tierarztes, welches eine gute Allgemeinverfassung, regelmäßige Entwurmung und Impfungen sowie die Ektoparasitenprophylaxe attestieren, kann jederzeit im Büro von Frau Kloß eingesehen werden. Nach jedem Hundekontakt werden trotz der Gesundheitsvorsorge die Hände gewaschen und ein Einsatz in der Schulküche darf nicht erfolgen. Sollte eine Allergie bestehen, muss Frau Kloß darüber informiert werden, sodass der nähere Kontakt mit Aimie umgangen werden kann. Vor dem Hundeeinsatz in einer Klasse, Gruppe, Beratungssituation usw. wird dies schriftlich abgefragt.

4.3 Versicherung
Aimies Einsatz in der Schule ist versichert bzw. die Haftpflichtversicherung der Hundehalterin ist darüber informiert.

5. Einsatzbeschreibung des Hundes (Eingewöhnung und ein normaler Schultag)
Seit Beginn der Ausbildung bei cole canido befand sich Aimie in der Eingewöhnungsphase, in der sie langsam und stundenweise an den Schulalltag herangeführt wurde. Nach dem Erhalt des Zertifikats hat sie dann an einem Tag pro Woche Frau Kloß bei ihren Aufgaben unterstützt und begleitet.

Aimies Hauptaufgabe besteht häufig darin, einfach nur anwesend zu sein. Sie schnuppert dann viel, lässt sich kraulen und nimmt eventuell Kontakt zu den SchülerInnen auf, aber auch nur, wenn ihr danach ist. Im Aktivitätsraum bewegt sich Aimie frei umher und teilt sich ihre Ruhephasen meist selbst ein. Das klingt alles total einfach, ist für sie aber ziemlich anstrengend und wird deshalb durch Frau Kloß immer genau beobachtet, damit sie einschätzen kann, wie es ihr geht und ob sie eine Ruhepause benötigt. Auch aktive Unterrichtseinheiten (Tricks, Befehle, Kommandos, Spaziergänge, Apportieren, mantrail- Einheiten usw.) gehören in ihren Stundenplan.

Nach ihrer Eingewöhnung und einer erfolgreichen Arbeitsphase folgte eine längere Schulpause, bedingt durch Corona. Seitdem Frau Kloß zurück an der ASRS ist, wurde Aimie schrittweise in den Schulalltag zurück integriert und eingewöhnt. Zu Beginn gehörte dazu die Sprachförderung in der Seiteneinsteigerklasse, mittlerweile sind es Besuche in den SoKo-Klassen und ihre Anwesenheit bei Beratungssituationen während eines Spazierganges oder im Büro , in dem sie aber auch schläft und sich ausruht, falls keine Termine vergeben wurden.

6. Selbstverpflichtung
Es besteht eine freiwillige Selbstverpflichtung des Fachkreises Schulhunde zum Einsatz des Hundes (siehe www.schulhundweb.de).

7. wichtige Links und Literatur
Agsten, Lydia. 2009. HuPäSch. Hunde in die Schule- und alles wird gut!? Norderstedt: Books on Demand GmbH
Fachkreis Schulhunde (Nickel, Kathrin): Schulhund. Tiergestützte Pädagogik… ein Lernbegleiter zur Förderung der ganzheitlichen Entwicklung.

  • http://www.gaz-schule.de/download/Schulhund%20Cosmo%20Version%202015.pdf (Schulhundkonzept)
  • http://www.mittelrhein-realschule.de/Konzept%20RS%20plus%20Oberwesel.pdf (Schulhundkonzept)
  • www.schulhundweb.de
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Schulhund