“Lernen in Zeiten von Corona” – Interview mit einer Schülerin der Jahrgangsstufe 10.

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  • Beitrag veröffentlicht:22. April 2020
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Nachdem nun unsere Schule –  aufgrund der Corona-Krise und dem damit verbundenen sozialen Distanzierungsgebot ganze 5 Wochen geschlossen blieb – öffnet sie nun am morgigen Donnerstag zum ersten Mal wieder ihre Pforten für alle Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrganges 2020.  Alle anderen Jahrgangsstufen werden auch weiterhin über ihre Klassenleitungen mit Teleunterricht versorgt. Dies geschieht an unserer Schule meist in Form von Wochenplänen, Lernvideos etc., die über E-Mail-Verteiler dann an die Erziehungsberechtigten oder aber direkt an die etwas älteren Schülerinnen und Schüler verteilt werden.

An dieser Stelle hat sich die Redaktion gefragt, wie denn nun eigentlich der Alltag unserer Zehntklässler aussieht, die zwar auf Distanz mit Materialien und Feedback seitens ihrer Fachlehrer/-innen versorgt werden, von denen man gleichzeitig jedoch sehr viel eigenverantwortliches Lernen und Disziplin erwartet.
Sahra Bissek aus der Klasse 10b von Herrn Adam hat sich unseren Fragen gerne gestellt und hält für euch vielleicht den ein oder anderen praktischen Tipp parat 🙂

Redaktion: Sahra, wie sieht eigentlich dein Alltag derzeit aus?
Oftmals ist der Alltag in der derzeitigen Corona-Lage für uns alle nicht leicht. Auch wir Schülerinnen und Schüler mussten unseren Alltag umstellen und eine neue Routine entwickeln. Die Veränderung hat sich auch bei mir in vielen Bereichen bemerkbar gemacht.
Mein Alltag besteht derzeit daraus, dass ich mir täglich kleine Lernziele setze und dabei strukturiert vorgehe. Zugleich bemühe ich mich, organisiert und bedacht die Lernplanaufgaben zu bearbeiten. Für mich spielt besonders die Uhrzeit eine bedeutendeRolle, denn auch in der Schulzeit gehört das frühe Aufstehen am Morgen dazu, daher empfinde ich es als sinnvoll, auch in der Corona-Krise um eine verhältnismäßige Uhrzeit aufzustehen und sich produktiv an die Aufgaben zu begeben.

Sahras Tipp für Zuhause: erstellt euch einen eigenenStundenplan!
Als Tipp kann ich sehr empfehlen, die Lernplanaufgaben sinnvoll über die Woche zu verteilen und sich selbst einen Stundenplan für Zuhause zu erstellen, sodass jeden Tag eine Abwechslung vorhanden ist. Zudemergibt sich dadurch eine tägliche Wiederholung jedes Hauptfaches, um in den aktuellen Themen vertraut und geübt zu bleiben. Dazu zählt für mich beispielsweise auch, die Vokabeln zu wiederholen. Auf diese Weise ist der Zeitdruck bzgl. des Abgabetermins etwas geringer bzw.  ausgeglichener.

Redaktion: Welche Möglichkeiten des körperlichen Ausgleichs wählst du zur Strukturierung deines Tagesablaufs?
Ich empfinde es als sehr positiv, wenn sich etwas Zeit zwischen den schulischen Vorbereitungen findet, um einen Spaziergang zu tätigen. Dafür eignet sich für mich eine kleine Runde durch den Wald. Natürlich müssen auch dabei die Corona-Regeln beachtet und eingehalten werden. Trotzdem besteht dadurch die Möglichkeit, die Sonne und das warme Wetter zu genießen. Mittlerweile habe ich eine Routine entwickelt, wozu insbesondere das Lesen zählt, denn leider finde ich in der Schulzeit nicht immer die Zeit dazu.

Redaktion: Hast du vielleicht eine Idee, wie es einem gerade bei den Vorbereitungen zu den Abschlussprüfungen gelingen kann, das richtige Gleichgewicht zwischen Arbeitspensum und Freizeit zu finden?
Genau diese Frage habe ich mir zu Beginn der Lockdowns auch gestellt: welche Vorgehensweise ist eigentlich am besten geeignet, um sich gründlichund gewissenhaftauf die Abschlussprüfungen vorzubereiten? Natürlich kann ich diese Frage nicht für alle beantworten und dies sollte das jeder Schüler für sich individuell entscheiden, jedoch finde ich, dass zu den Grundvoraussetzungen Zielstrebigkeit, Motivation und die eigene Disziplin zu zählen sind. Ohne diese kann das sonst nicht funktionieren. Dazu zählt unter anderem auch, dass die gegebenen Aufgaben der Lehrkräfte vollständig bearbeitet werden sollten. Auch in dieser Zeit ist es wichtig, dass wir Schüler gemeinsam mit unseren Lehrkräften kooperieren. Die Lehrer leisten eine ausgezeichnete Vorarbeit und sind sehr bemüht bei der Zusammenstellung der Aufgaben, um uns bestmöglich vorzubereiten. Daher ist es, wie in dem regulärenSchulalltag wichtig, eine passende Mitarbeit zu leisten.

Redaktion: Sahra, das hast du glasklar analysiert und völlig richtig erkannt und auch ich würde sagen, dass der Teleunterricht nur dann Früchte trägt, wenn genau diese Kooperation zwischen uns Lehrern/Lehrerinnen und euch Schülern/Schülerinnen funktioniert! Welche Chancen siehst du persönlich für dich denn in dieser neuenForm des Lernens?
Für mich persönlich zählt zu Disziplin, dass ein strukturierter Tag geplant und organisiert ablaufen kann. Zudem ist die derzeitige Situation die perfekte Gelegenheit, die Selbstständigkeit zu trainieren.

Redaktion: Seit Herbst 2019 nutzen die Lehrkräfte der ASRS ja die sogenannte „schul.cloud“ als Kommunikationsplattform. Geplant war ursprünglich natürlich auch, sukzessive allen Klassen einen Online-Zugang zu ermöglichen. Dies wurde durch den unerwarteten Lockdown, verursacht durch Corona,  leider verhindert. Auch verfügen nicht alle Familien tatsächlich über die technischen Möglichkeiten, diese Lernplattform zu nutzen. Dennoch ist die Klasse 10b ja in der glücklichen Lage, als erste in Form eines Pilotprojektes diese Kommunikationsmöglichkeit zu nutzen. Wie sind deine Erfahrungen mit der Cloud?
Durch diese Initiative gelingt es uns mit unseren Lehrern auf legale Weise, quasi in einem geschützten virtuellen Raum, zu kommunizieren. Dort erhalten wir unsere Aufgaben und haben die Möglichkeit, inhaltliche Fragen zu stellen. Auch Bilder, Videos oder pdf-Dateien können problemlos empfangen und verschickt werden.
Darüber hinaus benutzt insbesondere unser Deutschlehrer Herr Cosgunoglu diese als Informationsquelle für uns Schüler.  So hält er uns in regelmäßigen Abständen zur Corona-Lage an Schulen auf dem Laufenden. Außerdem haben unsere Lehrer so genannte „Channels“ oder auch virtuelle Arbeitskreise angelegt, worin sowohl wir Schülerinnen und Schüler als auch die Fachlehrer/Innen miteinander kommunizieren können. Durch die Nutzung der Schul-Cloud, finde ich, dass der virtuelle Unterricht sehr angenehm gestaltet und vereinfacht wird und somit in gewissen Teilen sogar stellenweise den normalen Schultag ersetzen kann.

Redaktion: Wie gehst du persönlich eigentlich mit dem Kontaktverbot um? Vermisst du deine Schulfreunde nicht doch ein wenig?
Insbesondere das Kontaktverbot empfinde ichals eine riesengroßeHerausforderung. Durch die moderne Technik ist es möglich, einen Videoanruf zu führen. Ich selbst verwende diese Art der Kommunikation und sehe es als sehr hilfreich für einen Austausch zwischen den Klassenkameraden, während der Bearbeitung der Aufgaben etc.. Durch diese Funktion entsteht zwischenzeitlich das Gefühl, als würden wir in der Schule beisammensitzen, wodurch die Situation ein wenig an Normalität gewinnt. Dennoch habe ich in den vergangenen Wochen den gewohnten Schulalltag noch mehr zu schätzen gelernt, und obwohl ich aus dieser Zeit einige Erfahrungen mitnehmen kann, freue ich mich doch schon sehr darauf, hoffentlich schon bald, alle wieder gesund und munter in der Schule sehen zu können – auch wenn wir unter strikten Hygieneauflagen in Kleinstgruppen unterrichtet werden.

Redaktion:  Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Jeder sehnt sich derzeit ein wenig nach Rückkehr zu einem gewissen Maß an Normalität, wobei die Gesundheit aller eben höchste Priorität hat! Möchtest du deinen Ausführungen noch etwas hinzufügen?
Ja, sicherlich: an dieser Stelle möchte ich mich im Namen aller Schülerinnen und Schüler herzlich bei allen Lehrerinnen und Lehrern bedanken, die sich in der schwierigen Zeit sehr bemühen, uns bestmöglich vorzubereiten und dazu uns jederzeit zur Seite stehen!
Ich wünsche allen weiterhin alles Gute und bleiben Sie gesund!

Redaktion: Diesen guten Wünschen kann auch ich mich nur anschließen. Redaktion: S. Rouxel u. Sahra Bissek/ 10b
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